Die vergangenen drei Jahrzehnte waren für die Uhrenindustrie eine Zeit bahnbrechender Entwicklungen. Bauteile aus Silizium, die Einführung der Co-Axial Hemmung, der Einsatz innovativer Materialien und die Integration fortschrittlicher Fertigungstechnologien haben neue Maßstäbe für Präzision und Innovation gesetzt – und das sind nur wenige Beispiele. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die wichtigsten Innovationen der vergangenen 30 Jahre in der Uhrenbranche – watch.de war dabei.
Inhalt des Artikels:
- #1 Bauteile aus Silizium in mechanischen Uhren
- #2 Co-Axial Hemmung
- #3 Innovative Materialien
- #4 Verbesserungen in der Wasserdichtigkeit
- #5 Technologischer Durchbruch in der Präzisionszeitmessung
- #6 Verbesserungen in der Fertigungstechnologie
- 30 Jahre watch.de – 30 Jahre Innovationen in der Uhrenindustrie
#1 Bauteile aus Silizium in mechanischen Uhren
In den 2000er Jahren etablierten sich in der Uhrenindustrie Bauteile aus Silizium. Das High-Tech-Material zeichnet sich durch eine Kristallstruktur ähnlich wie Diamant aus. Es ist dreimal leichter als Stahl, sehr hart, antimagnetisch und äußerst korrosionsbeständig. Nach einer thermischen Behandlung bildet Silizium ein Oxid mit herausragenden mechanischen Eigenschaften, einschließlich eines niedrigen Reibungskoeffizienten, der den Einsatz von Schmiermitteln überflüssig macht. Außerdem ermöglichen moderne Fertigungstechnologien die Produktion von absolut identischen Komponenten.
Die ersten Bauteile aus Silizium wurden 2001 für die Freak von Ulysse Nardin erdacht, deren Karussell-Tourbillon mit Dual Direct Hemmung leichtere Hemmräder benötigte. Die Idee kam von den beiden schlauen Köpfen Rolf Schnyder, damals Hauptaktionär von Ulysse Nardin, und seinem damaligen Chefkonstrukteur Ludwig Oechslin.
Als Ulysse Nardin die ersten Unruhspiralen aus Silizium entwickelte, schlossen sich Patek Philippe, Rolex und die Swatch Group zusammen, um den Anschluss nicht zu verpassen und die Forschung an Siliziumspiralen zu finanzieren. 2006 startete Patek Philippe mit der Technologie in der Serie 5350, gefolgt von Omega, die sie in ihren Co-Axial-Kalibern einführte. Mittlerweile sind Siliziumspiralen in allen Preisklassen verfügbar. Die Abschirmung gegen Magnetismus bei Armbanduhren wurde durch die Einführung von Silizium-Bauteilen stark verbessert.
#2 Co-Axial Hemmung
1999 präsentierte und patentierte Omega die Co-Axial-Hemmung. Es handelt sich um eine der wichtigsten Innovationen in der Uhrenwelt in den vergangenen 30 Jahren. Das Rezept klingt einfach: Kleinere Kontaktflächen = weniger Reibung = weniger Schmierung. Damit sind die Uhrwerke weniger verschleißanfällig und noch zuverlässiger als mechanische Uhren mit der etablierten Schweizer Ankerhemmung.
Schweizer Ankerhemmung vs. Co-Axial Hemmung
Die Dimensionen dieser Entwicklung werden einem allerdings erst klar, wenn man sich ein paar Zahlen vor Augen führt: Fast jede mechanische Uhr aus dem Hause Omega ist mittlerweile mit einem Co-Axial-Kaliber ausgestattet – das entspricht etwa einer halben Million Uhren jährlich. Die einzige Ausnahme ist die originale Moonwatch.
Dass ein Traditionshersteller wie Omega innerhalb weniger Jahre fast die gesamte Produktion von der traditionellen Schweizer Ankerhemmung auf die neue Co-Axial-Technologie umstellte, ist bemerkenswert. Als Mitglied der Swatch Group konnte Omega diese Mammutaufgabe auf mehrere Schultern verteilen und erfolgreich meistern.
#3 Innovative Materialien
Historisch gesehen wurden Luxusuhren typischerweise aus traditionellen Metallen wie Gold, Platin oder Stahl gefertigt. In den letzten 30 Jahren sind jedoch innovative und exotische Materialien immer populärer geworden, da sie einzigartige Eigenschaften bieten und auch visuell ansprechen. Angefangen bei DLC-Beschichtungen bis hin zu Meteoriten-Dials ist mittlerweile fast alles vorstellbar.
Zu den bemerkenswerten Innovationen in der Materialwissenschaft gehören:
- Keramik: Keramik ist für seine kratzfesten Eigenschaften bekannt und hat sich als ein hoch haltbares Material erwiesen, das seine makellose Erscheinung auch nach Jahren des Tragens beibehält. Bei Rolex wurde das Material erstmals im Jahr 2005 eingesetzt, als der Schweizer Luxusuhrenhersteller das 50. Jubiläum der GMT-Master feierte, und zwar mit der Einführung der kratzfesten und farbechten Cerachrom-Lünette an einer gelbgoldenen Rolex GMT-Master II. Die erste Edelstahl-Variante mit Keramiklünette wurde 2007 lanciert, ebenfalls eine GMT-Master II, Referenz 116710. Bahnbrechend waren insbesondere die Modelle mit zweifarbiger Keramik-Lünette. Es folgten Submariner, Sea-Dweller und Daytona.
- Kohlenstofffaser: Kohlenstofffaser, auch Carbon genannt, wird aufgrund des geringen Gewichts und der hohen Festigkeit geschätzt. In der Uhrenindustrie gewann es ab den 2000er Jahren an Relevanz und kommt beispielsweise bei Richard Mille, Tag Heuer oder Hublot zum Einsatz.
- Titan ist äußerst korrosionsbeständig, kratzfest und zugleich sehr leicht. Die Experimente mit Titan begannen schon in den 1970er Jahren, aber es wurde erst in den 1990er Jahren und 2000er Jahren zu einem populäreren Material in der Luxusuhrenindustrie. Gehäuse aus Titan sind beispielsweise bei Omega und Panerei zu finden.
- Exotische Materialien: Einige Uhrenmarken, beispielsweise Richard Mille, experimentieren mit ungewöhnlichen Materialien wie TPT-Quarz und TZP-N-Keramik. Hublot hat 2011 das nahezu kratzfeste Magic Gold entwickelt, eine Kombination aus 18-karätigem Gold und Keramik. Bei Omega gibt es ein ähnlich robustes Gold unter dem Namen Ceragold – dank dieser Innovationen wurden Golduhren endlich zu alltagstauglichen Zeitmessern geadelt.
Ein weiteres beeindruckendes Beispiel für exotische Materialien ist das Vantablack von H. Moser, ein Material, das 99.965% des Lichts absorbiert und damit schwärzer als Schwarz wirkt.
Die Materialinnovationen zeigen, wie sich die Uhrenbranche sowohl in ästhetischer als auch in funktioneller Hinsicht weiterentwickelt. Sie kombinieren traditionelles Handwerk mit moderner Technologie, um Uhren zu schaffen, die sowohl exklusiv als auch innovativ sind.
#4 Verbesserungen in der Wasserdichtigkeit
“Wir müssen einen Weg finden, wie wir eine wasserdichte Armbanduhr entwickeln können”, sprach Rolex-Gründer Hans Wilsdorf bereits im Jahr 1914. 1926 ließ der Schweizer Uhrenhersteller das hermetisch verschlossene Oyster-Gehäuse patentieren und schuf die erste wasserdichte Armbanduhr. Jahrzehnte später, genauer gesagt 2012, schuf Rolex mit der Deepsea Challenge eine Uhr, die James Cameron hinab in den Marianengraben begleitet hat, in einer Tiefe von 10.908 Metern.
Auch Omega schaffte im Jahr 2019 mit der Seamaster Planet Ocean Ultra Deep eine bahnbrechende technische Innovation: Der Entdecker Victor Vescovo tauchte mit seinem Tauchboot eine Rekordtiefe von 10.935 Metern (35.876 Fuß) auf den Grund des Marianengrabens, ein Weltrekord. Zwei Ultra Deep Uhrenmodelle waren während dieses Tauchgangs außen am Boot montiert. Nach zwölf Stunden unter Wasser kehrten beide Uhren ohne Schäden an die Oberfläche zurück. Bei Schwarzlicht zeigt sich auf dem Zifferblatt eine liebevolle Erinnerung an dieses Abenteuer: I was here!
#5 Technologischer Durchbruch in der Präzisionszeitmessung
Die Slimline Monolithic Manufacture von Frederique Constant wurde erstmals im Jahr 2021 vorgestellt. Ihre Einführung repräsentierte einen signifikanten Fortschritt in der Technologie der Uhrmacherei, insbesondere in Bezug auf Präzision und Design. Die bahnbrechende Neuerung liegt in der Unruhspirale, die durch einen hochmodernen Oszillator ersetzt wurde, der aus mikrokristallinem Silizium besteht. Dieser innovative Ansatz ermöglichte es, etwa 25 Komponenten herkömmlicher mechanischer Uhren durch einen einzigen Oszillator zu ersetzen.
Frederique Constant Slimline MonolithicWie stellen vor
#6 Verbesserungen in der Fertigungstechnologie
Die fortschrittlichen Technologien von CAD (Computer-Aided Design) und CAM (Computer-Aided Manufacturing) haben einen wesentlichen Einfluss auf die Herstellung von Uhren. Viele Uhrenhersteller nutzen heute hochentwickelte CAD-Systeme für das Design von Uhren und all ihren Komponenten. Diese Systeme ermöglichen es, Uhren und ihre Bestandteile präzise zu entwerfen und zu modellieren, bevor die eigentliche Produktion beginnt. Einige Marken verwenden auch 3D-Drucktechniken, um Prototypen basierend auf diesen Computerdesigns zu erstellen. Der Einsatz von CAD und CAM in der Uhrenindustrie verdeutlicht, wie digitale Werkzeuge die Effizienz, Präzision und Innovationsfähigkeit in diesem Sektor steigern.
30 Jahre watch.de – 30 Jahre Innovationen in der Uhrenindustrie
In den letzten 30 Jahren hat die Uhrenbranche viele spannende Innovationen erlebt, und das Team von watch.de blickt mit großer Spannung auf die Zukunft. Es bleibt abzuwarten, wie die Uhrenhersteller künstliche Intelligenz in ihre Fertigungsprozesse einbeziehen, ob weitere traditionelle Uhrenhersteller auf Smartwatches setzen werden und wie das Thema Nachhaltigkeit die Branche auch in Zukunft beeinflussen wird. Wir bleiben für Sie dran! Sollten Sie Fragen zu einem der Modelle im Artikel oder anderen Uhren haben, sprechen Sie uns gerne an. Wir sind während der Öffnungszeiten telefonisch unter 0711 9330890 und per E-Mail unter info@watch.de erreichbar. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!