Werkstoffe aus Keramik sind keine Neuheit: Bereits in der Antike fertigten Menschen Schmuck und Geschirr aus Steingut und ließen es im Feuer härten. Heute lässt sich Keramik aus vielen Bereichen, z. B. Medizin oder Technik, nicht mehr wegdenken. Sie dient als hochstabiles und farblich flexibles Material für Zahn-Kronen, künstliche Hüftgelenke oder Maschinenbauteile. Gold und andere Metalle werden zunehmend von dem alternativen Material ergänzt, da es ungleich härter und dabei von geringerem Gewicht ist.
Inhalt des Artikels:
- Wie Keramik in der Uhrenbranche Einzug hielt
- Die Entstehung des alternativen Werkstoffs
- Bei 2.000 Grad Celsius in Form gebracht
- Zeitmesser mit Keramikelementen
- Von sportlich bis elegant
- Ein Kunstwerk gleich Schnee und Eis
Wie Keramik in der Uhrenbranche Einzug hielt
In der Uhrenindustrie ließen die ersten Werkteile aus Keramik allerdings bis in die 1980er Jahre auf sich warten, als Rado und IWC das Material für sich entdeckten. Rado brachte 1986 die DiaStar Integral auf den Markt, deren Armband aus kratzfesten Keramikteilen bestand. Drei Jahre später folgte ihr die DiaStar Ceramica, bei der auch Gehäuse und Krone aus dem weißen Gold gefertigt waren. Noch heute setzen die Entwickler von Rado alles daran, den Werkstoff Keramik zu perfektionieren und setzen ihn immer wieder neu in Szene. So auch bei diesem Modell aus der Kollektion „Sintra“, dessen Gehäuse und Armband vollständig aus platinfarbener Keramik gefertigt wurden. Schlicht und zurückgenommen unterstreicht das Design das schimmernde Licht- und Schattenspiel des alternativen Materials. Die makellose Oberfläche verleiht der Uhr einen futuristischen und zugleich zeitlosen Charme. Leuchtindexe und -zeiger zeugen von höchster Funktionalität, die der eleganten Optik des Zeitmessers keinen Abbruch tun.
Ein weiterer Pionier unter den Uhren mit Keramik ist die IWC Da Vinci. Die Da Vinci-Kollektion ist bewusst nach dem italienischen Wissenschaftler benannt, der seiner Zeit immer einen Schritt voraus war. IWC fertigte 1986 eines der weltweit ersten Gehäuse aus gefärbter Keramik und integrierte Krone sowie zwei Drücker und die beweglichen Bandanschlüsse mit größter Expertise in die Schale. Das Besondere an dem Da Vinci-Modell in unserem Bild sind nicht nur die Bestandteile aus Keramik, sondern auch der vollständig mechanisch programmierte ewige Kalender mit vierstelliger Jahreszahl.
Die Entstehung des alternativen Werkstoffs
Heute fertigen viele Uhrmacher wie Chanel, Hublot, Omega oder Rolex ihre Modelle mit Komponenten aus Keramik. Doch was macht den Reiz dieses alternativen und modernen Stoffes eigentlich aus? Gehen wir der Sache einmal auf den Grund: In der Klassifizierung von Materialien redet man in aller Regel von Metall, Keramik und Polymeren. Dazu kommen Verbundwerkstoffe, die aus Bestandteilen der bereits Genannten zusammengesetzt sind. Keramik ist in unserem Alltag allgegenwärtig: Ziegelsteine, Geschirr, Fliesen – all das zählt zu diesem Bereich. Allerdings werden die keramischen Stoffe, die in Feinmechanik, Medizin – oder eben in der Uhrenbranche – zum Einsatz kommen, aus sehr viel feineren Grundstoffen hergestellt. Häufig handelt es sich um Zirkonoxidkeramik, die auf Basis von Zirkonium entsteht. Das chemische Element wurde im 18. Jahrhundert entdeckt und ist den Metallen zuzuordnen. Wird es gebrannt, kommt es zur Sauerstoffaufnahme und es entsteht Zirkoniumdioxid, das den Ausgangsstoff für unterschiedlichste Produkte bildet. Bevor es zu Hightech-Keramik wird, sieht es aus wie fein gemahlenes Mehl und ist in aller Regel weiß. Wichtige Qualitätsmaßstäbe sind die Reinheit und die Körnergröße des Pulvers. Bei Hochleistungskeramik ist die übliche Größe ein Tausendstelmillimeter, also in etwa ein Fünftel der Dicke eines menschlichen Haares.
Bei 2.000 Grad Celsius in Form gebracht
Ihre endgültige Form erhalten Keramikkomponenten durch das sogenannte Sintern, wobei das Material – oft unter hohem Druck – auf Temperaturen über 1.400 Grad Celsius erhitzt wird. Wie bei dem Backen eines Kuchens verbinden und verdichten sich dabei die kleinen Körnchen. Besonders komplexe und präzise Formen werden mit einem Spritzgussverfahren, dem sogenannten Ceramics Injection Molding (CIM) erreicht. Um Keramikprodukten ihren gewohnt seidigen Schimmer zu verleihen, werden sie nach der Fertigung mit Diamantenstaub poliert.
Die Vorteile von Keramik liegen klar auf der Hand: Drei oder vier Mal härter als Stahl, ist es nahezu unmöglich, das Material zu zerkratzen. Materialforscher machen sich diese Kenntnis natürlich zunutze und versuchen, die positive Eigenschaft auf andere Materialien zu übertragen. So entwickelte Hublot z. B. kürzlich ein Keramik-Gold-Gemisch, das Golduhren in der Zukunft hoffentlich sehr viel widerstandsfähiger macht.
Zeitmesser mit Keramikelementen
Der Verbund von Keramik mit Gold oder anderen Metallen ist in der Uhrenbranche mittlerweile Gang und Gäbe – allerdings in Form von zwei getrennten Bestandteilen. So hat z. B. Rolex die Produktion der Lünetten bei einigen Serien vollständig auf kratzfeste Keramik umgestellt. Auf der Baselworld 2013 stellte das renommierte Schweizer Uhrenhaus eine weitere Neuerung vor: Die GMT Master II mit einer zweifarbigen Lünette. Schwarz für die Nacht, Blau für den Tag. Um die Zweifarbigkeit in der einteiligen Keramik-Lünette zu erreichen, wurde ein selbstentwickeltes, patentiertes Verfahren angewandt: Bevor die Lünette in den Brennofen kommt, wird eine Hälfte des Rings mit Metallsalz bearbeitet, um den verdunkelnden Effekt hervorzurufen.
Von sportlich bis elegant
Mit einer Lünette aus schwarz gefärbter Keramik punktet ebenso die Davosa Argonautic Dual Time, die eine zweite Zeitzone mithilfe eines rot umrandeten 24-Stunden-Zeigers angibt. Dank einer PVD-Beschichtung des Stahlgehäuses ist das Davosa-Modell eine echte Black Beauty, ausgestattet mit einer einseitig drehbaren Keramiklünette und einem manuell bedienbaren Heliumventil. Wasserdicht bis 300 Meter begleitet die Uhr Taucher zuverlässig bis in die entlegensten Ozeane.
Nicht nur zweckmäßig, sondern ein echter Blickfang ist die stoßsichere Keramiklünette bei der Tag Heuer Formula 1 Ceramic für Ladies. Die femininen Designelemente der Damenuhr wie die zarte Größe von 32 Millimetern und die Diamantindexe auf dem Ziffernblatt werden durch die martialische Optik der schwarzen Lünette subtil aus dem Kontext gehoben. Der farbliche Kontrast zwischen Stahl- und Keramikelementen – auch im Armband – verstärkt diesem Effekt.
Dass sich durch den seidigen Glanz schwarzer Keramikelemente auch sehr edle Effekte erzielen lassen, zeigt die U-Boat Italo Fontana Classico mit Keramiklünette. Die Modelle von U-Boat sind vor allem für ihre Ausmaße und ihre maskuline, sportliche Ausstrahlung bekannt. In dem vorgestellten Classico-Modell konterkariert U-Boat diesen Ruf ganz bewusst durch die elegant schimmernde Keramiklünette und das schlichte, golden changierende Ziffernblatt. Ein Bonbon fürs Auge ist der ins Ziffernblatt eingelassene Rubin. Das schwarze Kautschukarmband verleiht dem eleganten Zeitmesser eine leicht sportliche Note. Charakteristisch für U-Boat, ist die Krone auf der linken Seite angebracht, um die Tragbarkeit des großen Zeitmessers zu verbessern.
Ein Kunstwerk gleich Schnee und Eis
Wie vielseitig Keramik ist, zeigt auch folgendes Modell aus der Reihe Bruno Söhnle Algebra. Der Grundstoff Keramik ist meist weiß, kann jedoch in alle erdenklichen Farben getönt werden. Muss er aber nicht! Bruno Söhnle Glashütte zeigt, dass Keramik ganz ohne Beiwerk auskommt: Vom 40 Millimeter großen Gehäuse bis zum Armband sind die Komponenten der Bruno Söhnle Algebra aus blütenweißer Keramik gefertigt. Das polierte Gehäuse schimmert matt wie ein Kunstwerk aus Schnee und Eis. Das weiße Ziffernblatt des Chronographen verstärkt diesen Effekt. Lediglich die Brillant-Indexe sowie Krone, Drücker und Gehäuseumrandung aus Stahl setzen kleine, silberne Effekte. Doch die zarte Optik der weißen Uhr täuscht: Keramikschalen lassen sich von heftigen Zusammenstößen mit scharfen Gegenständen eben so wenig beeindrucken wie vom reibenden Kontakt, z. B. mit der Hauswand. In dieser Hinsicht sind sie gegenüber Uhren aus Metall oder Gold enorm im Vorteil, denn man sieht ihnen das tägliche Tragen nicht in Form von Kratzern an. Leider gibt es jedoch auch eine Kehrseite der Medaille: Stürze auf harte Flächen können das Ende eines nahezu unkaputtbaren Zeitmessers bedeuten, denn Keramik ist spröde und nicht dehnbar, wie herkömmliche Metallgehäuse. Natürlich arbeiten Wissenschaftler bereits unter Hochdruck daran, diesen letzten kleinen Nachteil auszumerzen. Die Lösung scheint nah: Mit “Zirconia Toughened Alumina” und “Yttria Stabilized Zirconia” wurden spezielle Formen von Keramik geschaffen, die bei einem Bruch noch stabiler werden, indem die Bestandteile im Bereich des Risses mikroskopisch anschwellen und ihn automatisch verschließen. Wir sind gespannt!
Auch bei watch.de finden Sie eine breite Palette an Uhren mit Keramikgehäusen bzw. -bestandteilen. Sollten Sie noch Fragen zu diesem modernen, alternativen Werkstoff haben, beraten wir Sie gerne persönlich unter Telefon: 0711-9330890 oder in unserem Geschäft in Stuttgart-Mitte.