Mechanische Uhren sind wohl das nachhaltigste Luxusprodukt, das es gibt: Sie überdauern Generationen. Und sie verbrauchen keinen Strom oder gar seltene Erden. Trotzdem gibt es in puncto Umweltfreundlichkeit von Luxusuhren offene Fragen: Welche Uhrenmarken sind nachhaltig? Welche Standards gibt es heute in der Produktion von Luxusuhren und wie nachhaltig sind sie? Diese und weitere Fragen beantwortet folgender Artikel.
Inhalt des Artikels:
- Produktion und Materialien
- Responsible Jewellery Council (RJC)
- Kimberly-Prozess
- Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft
- Engagement für die Umwelt
- Oris und Omega schützen den Ozean
- Patek Philippe repariert jede Uhr
- Breitling entwickelt nachhaltige Verpackung
- Rolex startet globale Umweltschutzkampagne
- Der Anfang ist gemacht
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Produktion und Materialien
Bei der Produktion von Luxusuhren kommen vielfach wertvolle Materialien wie Edelsteine, Diamanten sowie Edelmetalle, z.B. Gold zum Einsatz. Dabei ist wichtig nachvollziehen zu können, woher die verwendeten Ressourcen stammen und ob sie nachhaltig sowie nach ethischen Standards gewonnen wurden.
Mittlerweile übernehmen zahlreiche Luxusuhrenhersteller mehr Verantwortung bei der Beschaffung von hochwertigen Rohmaterialien. Dazu tragen unter anderem der Responsible Jewellery Council (RJC) und der Kimberly-Prozess bei:
Responsible Jewellery Council (RJC)
Im Jahr 2005 gab der Responsible Jewellery Council seinen Code of Practises (CoP) heraus. Dieser regelt unter anderem, dass die gesamte Lieferkette von Diamanten, Edelsteinen und Edelmetallen für Uhren und Schmuck nachvollziehbar ist: Vom Ausgangsort bis ins Geschäft. Der RJC setzt neue Standards in der Uhren- und Schmuckindustrie und hat ein Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit geschaffen.
Kimberly-Prozess
Der Kimberly-Prozess regelt seit dem Jahr 2003, dass nur Diamanten mit offiziellen Herkunftszertifikaten gehandelt werden dürfen. Auf diese Art soll der Handel mit sogenannten Blutdiamanten verhindert werden, d.h. mit geschmuggelten Diamanten, die zur Kriegsfinanzierung in Afrika eingesetzt wurden.
Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft
Die meisten großen Luxusuhrenhersteller sind heute Mitglieder des RJC. Hier eine Übersicht, wie einige Uhrenmarken das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf Material und Produktion umsetzen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
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Die Richemont-Gruppe (dazu gehören u.a. A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, Cartier, IWC Schaffhausen, Jaeger-LeCoultre, Montblanc, Panerai, Piaget, Roger Dubuis, Vacheron Constantin und Van Cleef & Arpels) kann laut “Sustainability Report 2020” die Lieferkette ihres Feingolds zu 90 Prozent bis zu ihrem Ursprung nachverfolgen.
IWC, Musterschüler beim Schutz der Umwelt, erreichte 2019 als erster Luxusuhrenhersteller die Zertifizierung des RJC, nachdem der Verhaltenskodex noch einmal verschärft worden war. - Die Swatch Group (darunter Breguet, Blancpain, Omega, Glashütte Original, Longines, Rado, Tissot und Union Glashütte), ebenfalls Mitglied des RJC, gibt an ausschließlich rückverfolgbares Gold aus den USA, Australien und Kanada zu beziehen, da hier strenge Auflagen und hohe gesetzliche Standards herrschen. Darüber hinaus will die Swatch Group Edelmetallbestände in eigenen Gießereien und Aufbereitungsanlagen selbst verarbeiten und recyceln – und so die gesamte Goldverarbeitungskette kontrollieren können. Bei der Beschaffung von Diamanten gilt für Lieferanten der Swatch Group Code of Conduct sowie die Vorgaben des Kimberly-Prozesses.
- Die Marken Girard Perregaux und Ulysse Nardin – zugehörig zu Kering – sind ebenfalls Mitglieder des RJC. Sie verwenden ausschließlich Gold, das sich über die eigene Plattform Kering Ethical Gold zurückverfolgen lässt. Darüber hinaus werden kleine, handwerkliche Minen unterstützt, die schon eine Fairtrade- oder Fairmined-Zertifizierung haben oder darauf hinarbeiten.
- Auch Hublot, Tag Heuer und Zenith, Marken des LVMH-Konzerns, halten die Vorgaben des RJC und Kimberly-Abkommens ein. Seit 2012 legt der Konzern alljährlich seine Sustainability-Roadmap “Life” vor: Nach eigenen Angaben konnte der CO2-Ausstoß seither schon um 25 Prozent verringert werden – und das trotz massiven Wachstums.
- Der Uhren- und Schmuckhersteller Chopard begann im Jahr 2013 seine “Journey to Sustainable Luxury” und unterstützte in Kooperation mit der Alliance for Responsible Mining (ARM) kleine, familiär geführte Minen. 2018 dann die gute Nachricht: Chopard fertigt heute seine gesamte Schmuck- und Uhrenkollektion zu 100 Prozent aus ethischem Gold (zertifiziert nach Swiss Better Gold Association (SGBA) oder RJC)
Obwohl heute viele Uhrenhersteller ihre soziale und ökologische Verantwortung stärker wahrnehmen, zeigen sich andere nach wie vor intransparent. (Jetzt lesen: Rolex und die Umwelt) Eine Vermutung ist, dass einige Manufakturen auch auf Recycling-Gold setzen. Recyceltes Gold ist im Gegensatz zu “frisch” geschürftem Gold nachhaltig, hat aber ein Imageproblem – zumindest in den Augen mancher Luxusuhrenhersteller.
Geht es um Rohmaterialien für Uhren, rückt auch zunehmend die Tierhaltung in den Fokus, Stichwort: Uhrenarmbänder aus Leder. Einige Hersteller betonen bereits die artgerechte Bio-Haltung und natürliche Gerbung. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt einfach eine der zahlreichen Alternativen zu Leder wie Stahl, Textil oder veganes Leder.
Darüber hinaus wächst der Markt für Uhren aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz – es ist allerdings fraglich, wie sinnvoll das ist, im Sinne von Langlebigkeit und Wasserfestigkeit einer Armbanduhr.
Tipp: Wer seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern möchte, sollte “umwelt- und sozialverträgliche Produkte nachfragen und damit Impulse zum Wohle der Natur, Umwelt und Gesellschaft setzen.” (WWF Leitfaden für Konsumentinnen und Konsumenten von Uhren und Schmuck) Das heißt zum Beispiel, eine Vintage-Uhr zu wählen, statt einer neuen.
Engagement für die Umwelt
Ihr Engagement für die Umwelt zeigen zahlreiche Uhrenmarken durch einzelne Projekte, Kooperationen mit gemeinnützigen Organisationen oder limitierte Editionen, deren Erlös in den Umweltschutz fließt. Wie vielfältig der Einsatz ist, zeigen diese Beispiele:
Oris und Omega schützen den Ozean
Oris hat 2019 eine Clean Ocean Limited Edition herausgegeben und mit einem Teil des Erlöses Non-Profit Organisationen unterstützt, die sich dem Schutz der Meere widmen. Heute ist Oris Partner von Everwave, einer jungen Organisation mit der Vision, die Weltmeere von Plastik zu befreien. Eine schöne Vintage-Oris ist dieses Modell mit Zeigerdatum aus dem Zifferblatt-Zentrum:
Auch Omega setzt sich in Kooperation mit der GoodPlanet Foundation für den Schutz der Meere ein. Unter dem Titel “Time for the Planet” laufen zwei Naturschutzprojekte in Indonesien. Die passende Uhr dazu ist die Seamaster Planet Ocean 600M GoodPlanet.
Patek Philippe repariert jede Uhr
Patek Philippe trägt seiner sozialen Verantwortung auf andere Weise Rechnung: Die Genfer Luxusuhren-Manufaktur ist stolz, jede Patek-Uhr reparieren zu können, die seit der Gründung 1839 angefertigt wurde. Das folgende Modell, Baujahr 1967, wurde bereits von den watch.de Uhrmachern eingehend geprüft und aufgearbeitet – ein echtes Sammlerstück:
Breitling entwickelt nachhaltige Verpackung
Breitling setzt auf eine neue umweltfreundliche, faltbare und wiederverwendbare Uhrenbox aus recycelten PET Flaschen, um den CO2-Ausstoß des Unternehmens zu verringern. Die Uhrenmanufaktur wurde dafür mit dem Efficient Solution Label der Stiftung Solar Impulse ausgezeichnet. Eine schöne Vintage-Uhr von Breitling ist dieses Modell:
Rolex startet globale Umweltschutzkampagne
Geht es um das Engagement für die Umwelt, darf in dieser Aufzählung auch Rolex nicht fehlen: Mit der 2019 in Leben gerufenen Kampagne “Perpetual Planet – Die Umwelt erhalten” strebt der Luxusuhrenhersteller ein ganzheitliches Umweltengagement an. Ökologisch verantwortungsvolle Projekte unterstützt Rolex allerdings schon viel länger (Mehr dazu: Rolex und die Umwelt).
Der Anfang ist gemacht
An vielen Stellen ist sichtbar, wie die Luxusuhren-Branche nachhaltiger wird. An anderen Stellen ist nach wie vor Verbesserungsbedarf. Welche Uhren nachhaltig sind, hängt von vielen Faktoren ab. Wer sich für eine mechanische Vintage-Uhr entscheidet, ist meist auf der sicheren Seite.
Das watch.de Team berät Sie gern persönlich zu Ihrer Wunschuhr, per Video oder Telefon: 0711 9330890. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!