In unserem vergangenen Blogbeitrag haben wir die Ursprünge mechanischer Uhren bis in das 14. Jahrhundert zurück verfolgt. Im Vergleich dazu ist die Geschichte der Automatikuhr noch jung: Zwar gab es bereits seit 1770 automatische Taschenuhren. Sie waren jedoch sehr teuer und konnten sich nicht gegen die Modelle mit Handaufzug durchsetzen. Erst mit Beginn des 20. Jahrhundert begann der Siegeszug der Automatikuhren an den Handgelenken.
Großen Anteil daran hatte der Engländer John Harwood, der als Erfinder der ersten Armbanduhren mit automatischen Aufzug gilt. Massentauglich wurden die Selbstaufzugsuhren jedoch erst im Jahr 1931, wofür – wen wundert es – Rolex verantwortlich zeichnete. Damals entwickelte Rolex den Perpetual-Rotor, der das Uhrwerk auch bei kleinsten Bewegungen kontinuierlich aufzieht. Das ausgeklügelte System sorgte für eine größere Ganggenauigkeit von Automatikuhren und ist bis heute das Herzstück jeder modernen mechanischen Uhr mit automatischem Aufzug.
Inhalt des Artikels:
- Wie funktioniert eine Automatikuhr?
- Gleichrichter-Kaliber: Jede Richtung bringt Energie
- Uhren mit automatischen Selbstaufzug
- Von Manufakturkalibern und Rohwerken
Wie funktioniert eine Automatikuhr?
Ein automatisches Uhrwerk ist wie ein normales mechanisches Kaliber aufgebaut, verfügt jedoch über einen Zusatzmechanismus, der Energie aus Bewegungen (kinetische Energie) in potenzielle Energie umwandelt. Die Zugfeder im Innern der Automatikuhr – treffenderweise wohnt sie im Federhaus – ist über eine kleine Getriebekette mit einer Schwungmasse (Zentral-, Dreiviertel- oder Mikrorotor) verbunden. Indem diese stets dem Erdmittelpunkt entgegenstrebt, wird die Zugfeder automatisch aufgezogen und speichert die Energie. Je mehr Energie sie hat, desto stärker ist sie aufgewunden. Je nach Konstruktion unterscheidet sich dieser grundsätzliche Mechanismus. Heute sind meist Automatikuhren mit beidseitigem Aufzug üblich – eine Entwicklung, die von unterschiedlichen Manufakturen angestoßen wurde.
Gleichrichter-Kaliber: Jede Richtung bringt Energie
Der erste beidseitig wirkende Aufzug geht auf den Rohwerkefabrikaten Felsa zurück, der 1942 mit dem “Bydinator” (Kaliber 692) eine kleine Sensation schaffte: Eine kleine Wippe gab die aufgenommene Energie je nach Rotor-Drehrichtung über ein oder zwei Zahnräder weiter an das Federhaus.
Kurz darauf folgte Longines mit einem eigenen Rotor-Uhrwerk, das ebenfalls über beidseitigen Aufzug verfügte. Ein so genannter Exzenterwechsler sowie unterschiedliche Schalt- und Sperrklinken sorgten für die Polarisierung. Einen noch größeren Coup landete Eterna im Jahr 1948: Der Ingenieur Heinrich Stamm erfand ein Miniatur-Kugellager, das die Reibung minimierte und die Bruchgefahr reduzierte. Die beiden patentierten Kaliber 1198 und 1199 verfügten über federlose Klinken, die im Klinkenrückgang besonders verlustarm waren – ein System das in den folgenden Jahrzehnten viele Nachahmer fand.
Eine weitere wegweisende Erfindung im Automatik-Universum war der Pellaton-Aufzug, der unter dem Dach der Schaffhauser Manufaktur IWC entwickelt wurde. Das Kaliber 81 und die darauf folgende 85-er Serie konnte ebenfalls Kraft in beiden Drehrichtungen aufnehmen. Grundlage dafür sind eine Kurvenscheibe und ein ausgeklügeltes Schaltklinken-System.
Die Vorteile eines Uhrwerks mit beidseitigem Aufzug liegen auf der Hand: Die Energie aus jeder Rotorbewegung wird genutzt, ganz gleich, welche Richtung eingeschlagen wird. Dabei ist insbesondere die Konstruktion des Wechselgetriebes bis heute ein Thema: Alle drei vorgestellten Möglichkeiten, Zahnrad-, Klinken- und Exzenterwechsel, werden heute nach wie vor in automatischen Uhrwerken verbaut.
Uhren mit automatischen Selbstaufzug
Im folgenden stellen wir Ihnen einige Zeitmesser vor, die mit einem automatischen Selbstaufzugsmechanismus arbeiten. Da Rolex hier ein Vorreiter war, darf die Schweizer Prestige-Marke in dieser Runde natürlich nicht fehlen. Ein schönes Modell aus den Rolex-Kollektionen ist die Oyster Perpetual Milgauss. Unter Rolex-Aficionados dürfte die Reihe Milgauss ebenso bekannt sein wie Datejust oder Daytona. Für alle anderen hier noch einmal ein kleiner Rückblick: Ursprünglich wurde die Milgauss für Ingenieure und Wissenschaftler entwickelt, die bei ihrer Arbeit mit elektromagnetischen Wellen in Berührung kamen. Die Uhr kann Magnetfeldern bis zu 1.000 Gauß voll funktionsfähig standhalten. Ihr Name erklärt sich also aus der Zusammensetzung von “mille” (franz. für tausend) und Gauß, der Einheit der magnetischen Flußdichte.
Da die Milgauss vorwiegend als Nischenprodukt wahrgenommen wurde, nahm Rolex sie 1988 aus dem Programm. 2007 feierte die Milgauss ihr Comeback. Mittlerweile hat sie sich von ihrer Beschränkung auf den wissenschaftlichen Bereich frei gemacht: Sie ist der richtige Zeitmesser für all diejenigen, die eine robuste und schlichte Uhr mit einem Hauch des Besonderen suchen, der sich z. B. in dem blitzförmigen Sekundenzeiger auf dem Ziffernblatt zeigt.
In Sachen innovativer Uhrwerke macht Rolex seinem Namen nach wie vor alle Ehre: Im Herzen der Oyster Perpetual Milgauss tickt das Kaliber 3131 mit automatischen Selbstaufzugsmechanismus, das vollständig von Rolex entwickelt und hergestellt wurde. Bestandteile des besonderen Kalibers werden mit Niobium-Zinkonium-Legierung gegen Magnetfelder geschützt und halten Temperaturschankungen optimal stand. Wie alle Perpetual-Uhrwerke von Rolex ist auch das 3131 von dem unabhängigen Schweizer Institut Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC) Chronometer-geprüft.
Von Manufakturkalibern und Rohwerken
In der Geschichte der Automatikwerke spielte IWC ebenfalls eine große Rolle. Noch heute gehört das Schweizer Uhrenhaus zu den wenigen Manufakturen in der Luxusuhrenbranche. Ein schönes Beispiel für die Innovationskraft von IWC ist der Top Gun Chronograph. Optisch orientiert an den Beobachtungsuhren der 1930er und 40er Jahre fällt die Uhr voll in den aktuellen Trend zum Military-Style. Heute interessieren wir uns jedoch mehr für die inneren Werte: Hier punktet der Top Gun Chronograph mit dem IWC-eigenen Manufakturkaliber 89365, das eine unglaubliche Gangreserve von 68 Stunden hat. Zugleich verfügt das Uhrwerk über die Flybackfunktion, die es ermöglicht, eine neue Zeitmessung ohne Zwischenstopp aus einer laufenden heraus zu beginnen. Optimal für Flieger und diejenigen mit einem Faible für Militäruhren!
Wenn ein Unternehmen Ahnung von Uhrwerken hat, ist es wohl der Rohwerkelieferant ETA – seine Bedeutung für die Uhrenbranche soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden. Nach wie vor werden die Kaliber von ETA gerne in zahlreichen Uhren unterschiedlicher Hersteller verbaut. Insbesondere Unternehmen, die wie ETA zur Swatch Group gehören, profitieren nach wie vor davon, da sie nicht von der bewussten Verknappung der Rohwerke betroffen sind. So auch Longines. Im Jahr 2005 erneut gegründet, verschaffte sich Longines rasant einen Namen in der Uhrenbranche. Dabei haben sich die Schweizer Uhrmacher zum Ziel gesetzt, Modelle mit echtem Wert und unverwechselbarem Charakter zu liefern. Die Longines Master Collection mit Mondphase ist ein Beispiel dafür. In ihrem historischen Design mit dem liebevoll guillochierten Ziffernblatt ist das Modell ein Klassiker der Neuzeit. In seinem Herzen tickt das Kaliber Longines L678, das auf dem Basiskaliber ETA 7751 aufbaut. Damit ist eines klar: Die Longines Master Collection Mondphase ist ein verlässlicher Zeitmesser, dessen Wartung Ihnen niemals Probleme bereiten wird: Mit dem ETA 7751 kann auch der Uhrmacher in China, Indien oder Australien umgehen.
Diesen Vorteil kann auch das Valjoux 7750 für sich behaupten. Tatsächlich handelt es sich bei dem Kaliber vermutlich um das erfolgreichste automatische Chronographenwerk aller Zeiten – und das, obwohl der Rotor nur in eine Richtung wirkt. Dennoch ist das Werk für seine gute Aufzugsleistung und Ganggenauigkeit bekannt und lässt sich sogar als Chronometer zertifizieren. Auch die Davosa Matrix ist mit diesem Chronographenwerk ausgestattet. Modernste Hightech-Materialien wie Karbon und Keramik verleihen der interessanten Sportuhr eine rasante Optik, die mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis lockt.
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